Die letzte Inspektionsfahrt im ersten halben Jahr führte den Vorsitzenden des Vereins Humanitäre Ungarnhilfe Hl. Elisabeth e.V aus Hohenroth, Klaus Höhn, mit der Ärztemission der Caritas Hungarica, wieder in die Ukraine. Diesmal allerdings in die Region entlang der rumänischen Grenze, in das Dorf Nagybocskó. Deshalb erfolgte auch die Anfahrt über Rumänien. Am Freitagmorgen um 06.00 Uhr ging es los. Als Zwischenstation war die Stadt Satu Mare, in Rumänien, im Plan.

Hier wurde das dortige Bischofspalais besucht.  Nach dem Mittagessen ging es dann weiter über Baia Mare, Richtung rumänisch, ukrainische Grenze. Wieder einmal wurde vor Augen geführt, wie schön, dass es Schengen gibt. Mehr als eine Stunde, bei mäßigem Andrang, dauerte die Prozedur. Obwohl alle Papiere in Ordnung waren und auch abgestempelt, fanden die fleißigen Grenzbeamten das berühmte Haar in der Suppe. Die Stempel auf den Papieren waren rund und nicht eckig. Nach dem alles gut überstanden war, ging es weiter Richtung Karpathien. Gegen 18.00 Uhr wurde der Zielort erreicht. Die Untersuchungen sollten im dortigen Kindergarten der Caritas stattfinden. Rasch wurde das Equipment ausgeladen und die Stationen eingerichtet. Am Samstag begann bereits um 07.30 Uhr der erste Untersuchungsmarathon. Bis zum Abend wurden etwa 120 Personen untersucht, davon etwa 80 Kinder. Es stellte sich heraus, dass 48 Kinder und 7 Erwachsene Auffälligkeiten im Bereich Orthopädie, Augen und Zähne hatten. Bei 19 Erwachsenen wurde extrem hoher Blutdruck und bei 2 Erwachsenen hoher Blutzucker festgestellt. Alle Betroffenen hatten davon bisher keine Kenntnis, was die Wichtigkeit der Vorsorgeuntersuchungen eindrucksvoll bestätigte. Wieder einmal wurde deutlich, dass die Minderheiten in der Ukraine von der Regierung in Kiew total abgehängt werden. Sei es bei der Infrastruktur, bei den Schulen und bei der Gesundheitsversorgung. In dem Ort Nagybocskó gab es einmal eine blühende Holzindustrie. Vom Einschlag über die Endverarbeitung bis zur Wiederaufforstung fand hier alles statt. 1600 Deutsche und Ungarn fanden hier reichlich Arbeit.  Dann kamen die Oligarchen aus Kiew und kauften die Fabriken auf und machten sie platt. Holz wurde nur noch eingeschlagen und sofort abtransportiert. Wiederaufforstung: „Fehlanzeige“. So kommt es wie es kommen muss, bei immer extremeren Niederschlägen, kommt es immer mehr zu Erdrutschen. Hier muss die Bevölkerung dann selbst zu Werkzeugen greifen, um dann die Straßen wieder passierbar zu machen. Durch die weggefallenen Arbeitsplätze findet immer mehr eine Landflucht der jungen Leute statt, die hier keinerlei Perspektive sehen. Die Krankheitsrate (Krebs), gerade bei den jungen Leuten ist extrem hoch, da der radioaktive Regen nach Tschernobyl über der Region abregnete. Da es, wie beschrieben, an jeglicher Vorsorge fehlt, ist die Diagnose nach Eintritt von Schmerzen bereits tödlich. Viele könnten bei rechtzeitigem Erkennen durchaus gerettet, bzw. geheilt werden. Dieses Problem erscheint in keiner ukrainischen Statistik.  Die ungarische Bevölkerung und die anderen Minderheiten wie Russinis, Slowaken und Rumänen harmonieren gut zusammen und versuchen sich nicht unterkriechen zu lassen. Im Kindergarten, in dem die Untersuchungen stattfanden, ist zwar nach unserem Verständnis alles ärmlich aber pieksauber. Rund 30 Kinder verbringen hier ihre Zeit. Die Außenspielgeräte sind aus Holz grob zusammengezimmert und mittlerweile an der Grenze der Bespielbarkeit, da das Holz große Verschleißerscheinungen zeigt. Ein westlicher Spender wollte für die Erneuerung der Außenspielgeräte einen fünfstelligen Betrag spenden. Der Kindergartenleiterin war aber das Schicksal eines kleinen Mädchens bekannt, welches nur durch eine aufwendige Operation eine Überlebenschance erhalten konnte. Mit Zustimmung des Spenders leitete die Kindergartenleiterin Ildikó Szalai, das Geld an die Eltern des Mädchens weiter, damit es operiert werden konnte. Dies ist mittlerweile operiert und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Die Außengeräte aber sind immer noch marode. 

Am Abend wurde schleunigst zusammengepackt und weiter in das Dorf Terbesfejérpatak, etwa 30 Kilometer weiter in die Karpaten hinein. Dort sollte es am Sonntagmorgen in der Dorfschule zu weiteren Untersuchungen kommen. Die ganze Mannschaft war durch den anstrengenden Tag todmüde. Die Hotelchefin machte deshalb ein großzügiges Angebot. Sie bestand darauf, dass die Untersuchungen bei ihr im Hotel stattfinden sollten, um ein lästiges Umladen einzusparen. Dankbar wurde das Angebot angenommen. So konnten bis zum frühen Nachmittag nochmals etwa 80 Personen untersucht werden. Ein kurzer Imbiss nach getaner Arbeit und schon ging es Richtung Budapest. Allerdings wurde noch ein kleiner Abstecher zum geographischen Mittelpunkt Europas unternommen, der etwa 3 Kilometer vom Hotel entfernt war. Die Gesamtleitung der Aktion lag wieder in den bewährten Händen von László Kecskés, dem Direktor für Internationale Beziehungen, der Caritas Hungarica. Das Ärzteteam wurde diesmal von der Fernsehjournalistin Petra László und dem international tätigen Fotojournalisten Tibor Vermes begleitet.  Es wurde wieder sehr deutlich, dass die Caritas mit ihrem Bemühen kleine, von ungarischen Ärzten betreuten, MVZ, auf dem richtigen Weg ist. Nun sollen alle Kräfte gebündelt werden, um dieses Ziel zu erreichen. Auch durch die Humanitäre Ungarnhilfe Hl. Elisabeth e.V. aus Deutschland soll diese Aktion nach Kräften unterstützt werden. Der Vorsitzende des Vereins, Klaus Höhn, sieht hierin eine riesige Herausforderung für die nächste Zeit. 

Bild: Caritas Hungarica

 

Volles Programm bei der Augenuntersuchung

So sehen insgesamt die Außenspielzeuge aus.