Nach dem Besuch der Stadt Visk in der Westukraine, fuhr ich auf Einladung der neu konstituierten Ärztemission, der Caritas Hungarica, nach Serbien, in den Ort Muzija, einem Vorort der Stadt Zrenjanin.

Diese Stadt, in der Region Novo Sad, hat etwa 17.000 Einwohner und Muzija etwa 1200. In dieser engeren Umgebung gibt es insgesamt 15 ungarische Dörfer (d.h, einen Bevölkerungsanteil von etwa 90% Ungarn). Die Fahrt dahin verlief relativ entspannt, da hier ein gute verkehrstechnische Infrastruktur vorhanden ist. Die Fahrt mit dem ersten Bus, begann am Freitagmittag. Wir waren die Vorhut, um die Untersuchungsstationen einzurichten. Die Ärzte, die wieder unter der Leitung von Professor Dr. László Voicec agierten, mussten noch ihre Aufgaben in den jeweiligen Praxen und Krankenhäusern absolvieren, da sie sich alle ehrenamtlich an etwa 20 Wochenenden im Jahr, dieser Aufgabe in Serbien und der Ukraine widmen. László Kecskés, Direktor für Auswärtige Beziehungen der Caritas Hungarica, oblag wieder die Gesamtorganisation, die er wie immer meisterhaft umsetzte. 

In Muzija war das Ziel das katholische Jungeninternat der Franziskaner.  Hier waren alle untergebracht und hier wurden in Windeseile die Untersuchungsstationen aufgebaut.  Atya (Pater) Stojan, der Leiter dieser Einrichtung, umsorgte wie ein Vater, mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die gesamte Caritas-Truppe. Sein vielfach prämierter Wein und der obligatorische Palinka sorgte erstmals für gute Stimmung nach der Ankunft.

Nachdem auch der zweite Bus eingetroffen war, gab es zunächst eine Lagebesprechung und Inspektion der aufgebauten Untersuchungsstände. Die Ärzte, die diesmal von 6 Medizinstudentinnen und Studenten unterstützt wurden, da diesmal das Untersuchungsprogramm erweitert wurde, waren von der Vorarbeit sehr angetan. Im Gegensatz zu früheren Aktionen, sollten auch Erwachsene (vorwiegend ältere) mit Blutdruck, EKG und Blutzuckerbestimmung, in die Untersuchungen einbezogen werden. Das mag zwar etwas verwunderlich klingen aber angesichts der gegenwärtigen Situation, mehr als verständlich. Die serbische Regierung drückt die ungarische Minderheit genauso wie es die Ukrainische tut. So schreibt diese z.B. den Zahnärzten vor, wieviel Plomben sie im Monat bei den Ungarn verarbeiten dürfen. Selbst das Angebot der Caritas, die Materialkosten zu übernehmen, konnte diese Haltung nicht beeinflussen. Über siebzigjährige hatten überwiegend seit mehr als zwei Jahren keinen Kontakt zu einem Arzt. So waren sie in völliger Unkenntnis über ihren gesundheitlichen Status. Also keinerlei Prävention, sondern nur Minimalversorgung im Notfall. Um das mittelfristig zu ändern, plant Professor Voicec kleine MVZ innerhalb der ungarischen Großfamilie, in der ungarische Ärzte für ihre Landsleute Sprechstunden abhalten. Dazu werden natürlich diverse medizinische Geräte benötigt, die das Budget der Caritas sprengen würde, obwohl die Ungarische Regierung in vorbildlicher Weise die Aktionen unterstützt. Deshalb auch die dringende Bitte des Beauftragten des Ungarischen Ministerpräsidenten, István Grezsa, an den Sonderbotschafter der Caritas Hungarica in der Bundesrepublik Deutschland, Klaus Höhn, in Deutschland um Unterstützung für diese Projekte zu werben. Schön wäre, meinte er, wenn einige medizinische Institutionen eventuell gut gebrauchte Geräte spenden würden. Die ganzen Umstände machte er auch in der Pressekonferenz im Beisein von Rundfunk, Fernsehen und anderen Medienvertretern deutlich. untersucht, davon etwa 120 Kinder. Bei den Seniorinnen und Senioren gab es zum Teil sehr bedenkliche Ergebnisse. Sie bekamen diese mit, um sich einen Arzt zu suchen, der dann eventuell eine entsprechende Therapie einleitet. Aber da sind die geeigneten Medikamente das nächste Problem. Bis 20.00 Uhr ging der Untersuchungsmarathon. Dann gab es das wohlverdiente Abendessen. Natürlich gab es, traditionell über dem Dreibein zubereitetes Pörkölt (Gulasch) und natürlich vorher Palinka.

Das anschließende gemütliche Beisammensein war herzlich aber kurz, angesichts des langen Arbeitstages und der Tatsache, dass am nächsten Morgen wieder um 06.30 Uhr wecken angesagt war, da alles zusammengepackt werden musste, weil noch in dem ungarischen Dorf Grea, etwa anderthalb Autostunden von Muzija entfernt, nochmals etwa 100 Personen untersucht werden sollten.

Dieses Ziel, ein Waisenhaus der Franziskaner, wurde gegen 09.00 Uhr erreicht. In Windeseile wurden die Stationen aufgebaut und mit den Untersuchungen begonnen. Hier in der tiefsten Provinz waren die Ergebnisse noch desolater. Wieder gab es eine Pressekonferenz. Diesmal mit einem noch größeren Aufgebot an Medienvertretern, vor allem die verschiedenen Fernsehstationen waren stark vertreten, die viele Interviews durchführten.

Die Untersuchungen dauerten bis in den Nachmittag. Nach einer gemeinsamen Mahlzeit verabschiedete sich Die Caritastruppe und trat die Heimfahrt an. Budapest wurde dann gegen 20.30 Uhr erreicht.