Der Vorsitzende der Humanitären Ungarnhilfe Hl. Elisabeth e.V. folgte einer Bitte der Caritas Hungarica, mit einem Ärzteteam in die Westukraine zu reisen, um in Visk (Vyshkovo) die dortige ungarische Minderheit zu besuchen. Das Ärzteteam wollte nun schon zum zweiten Mal Vorsorgeuntersuchungen an Kindern im Bereich Zähne, Augen und Füße durchführen. Höhn kam der Bitte gerne nach, da er aus Zeitzeugenberichten den Zustand der dortigen Minderheiten kannte. Nun wollte er sich selbst ein Bild von der Lage verschaffen und eventuell mit dem Verein Ungarnhilfe helfend eingreifen zu können.

Schon die Fahrt in die Ukraine wird unvergessen bleiben. Kaum war die Grenze von Ungarn zur Ukraine passiert, schien die Zeit um 50 Jahre zurück gedreht worden zu sein. Kaum passierbare Straßen und ärmlichste Dörfer prägten das Bild. Man kann sich vorstellen, wenn ein Ford Transit ständig mit dem Boden hängen bleibt, in welchem desolaten Zustand sich diese "Hauptverbindungsstrasse" und weitere andere befinden. Für 38 Kilometer wurden dann auch zweieinhalb Stunden gebraucht. Nach knapp sieben Stunden wurde die Stadt Visk erreicht. Hier leben vorwiegend Ungarn stämmige Menschen. In der Schule wird auch trotz Verbot der Regierung in Kiew, ungarisch gelehrt. Die Bereiche der Ungarn heben sich deutlich vom Rest ab. Hier wurde eine eigene Welt geschaffen. Nach einer Begrüßung durch die Direktorin der Schule und anderen Mitarbeitern, wurde zunächst ein Mittagessen eingenommen, bevor ab 16.00 Uhr  mit den Untersuchungen begonnen wurde. 180 Kinder im Alter von 5 bis 12  Jahren hatten sich angemeldet. Unter der Leitung des international renommierten Gynäkologen Prof. Dr. László Voicek begannen die die Augenärztin Dr. Katalin Gombos, die Zahnärztin Dr. Martá Malkovits und dem Orthopäden Dr. Ernö Hargitá mit den Untersuchungen. Prof. Voicek selbst führte Gespräche, um die Installation einer Gemeindeschwester mit Hebammenausbildung zügig voran zu treiben. Eine junge Frau wurde bereits in seinem Institut ausgebildet und hat die erforderlichen Prüfungen absolviert. Nun fehlt es allerdings an geeignetem medizinischen Gerät. So werden dringend ein Ultraschallgerät, ein Gerät um die Herztöne des Ungeborenen kontrollieren zu können, sowie Blutdruckmessgeräte und Blutzuckermessgeräte, benötigt.   

Der Rest der Delegation, unter der Leitung des Direktors für Auswärtige Beziehungen, László Kecskés, der auch die Gesamtleitung inne hatte, führte Gespräche mit den kommunalen Vertretern, um sich einen Überblick über die Sorgen und Nöte der ungarischen Bevölkerung zu verschaffen. So wurde deutlich, dass für die Schule dringend  Schulmöbel und Lehrcomputer gebraucht werden. Die derzeitigen Schulmöbel entsprechen in keinster Weise dem europäischem Standard. Computer sind überhaupt keine vorhanden. Da Bildung die Basis für die Zukunft der Kinder ist, kam dieses Thema ganz oben auf die Prioritätenliste der Delegation. 

Am Sonnabend ging es "heiß" her. Mehrere Fernseh- und Rundfunkstationen, sowie ein Heer an örtlichen und überörtlichen Journalisten wollten über diese Aktion berichten, nachdem beim ersten Termin die Berichterstattung hohe Wellen geschlagen hatte. Die Medienvertreter fragten Verantwortliche aus der Verwaltung und Politik, warum solche Initiativen nicht von ihnen ausgehe. Die scheinheilige Antwort: "Wir wurden ja nicht gefragt". Dies, obwohl stapelweise Anfragen, Bitten und Anträge vorliegen.  Die Teilnahme an diesem Ereignis ließ sich auch der Beauftragte des ungarischen Ministerpräsidenten, István Grezsa, nicht entgehen. Er überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten und diskutierte kontrovers mit einigen örtlichen Vertretern. Im Anschluss half er bei der Übergabe der Brillen und Einlagen aus dem ersten Termin. Er nahm sich auch die Zeit, sich ausgiebig mit dem Vorsitzenden der Humanitären Ungarnhilfe, über die großen Probleme dieser Region auszutauschen. Mit einem herzlichen Dank, für große, bisher geleistete Unterstützung und der Bitte, sich auch von Deutschland aus, weiter für die Belange der Menschen hier einzusetzen, verabschiedete er sich von Höhn.

Wie wichtig Aktionen dieser Art sind, wurde am Samstagabend deutlich. 6, der insgesamt 180 untersuchten Kinder, mussten in eine Augenklinik eingewiesen werden, da ihr Augenlicht unmittelbar gefährdet war.

Weiterhin wurde deutlich, welch einen hohen Stellenwert Fahrräder für die Menschen in dieser Region haben. Die Masse der Leute sind Kurzpendler zu landwirtschaftlichen oder handwerklichen Betrieben. Da ist weder genug Geld für ein Auto da, noch macht es bei dem Zustand der Strassen Sinn, sich eines anzuschaffen. Höhn weist in diesem Zusammenhang auf die ab sofort laufende Fahrrad-Sammelaktion hin. Fahrräder aller Kategorien werden dankbar angenommen. Besonders auch welche mit Kindersitzen und Einkaufskörben.

Auf die Mitarbeiter der Ungarnhilfe kommt nun wieder eine arbeitsintensive  Zeit zu. Dazu werden weiterhin dringend helfende Hände benötigt. Rüstige Frührentner und Rentner fühlen sich vielleicht angesprochen. Die aktive Hilfe ist interessant und gibt auch das Gefühl, etwas für Menschen getan zu haben, die ganz ohne Verschulden mit einem Existenzminimum auskommen müssen.

Bereits im April fliegt Höhn mit der Delegation nach Nord-Serbien zur ungarischen Minderheit, um hier das gleiche Programm wie in der Ukraine zu absolvieren.

Die Bilder zeigen:

v.l. den Direktor der Caritas Hungarica, Gabor Écsy, den Beauftragten des ungarischen Ministerpräsidenten, István Grezsa und den...

 

Frau Dr. Márta Malkovits bei der zahnärztlichen Untersuchung.

Fotos:  Caritas Hungarica