Hohenroth (hf). Wenn Klaus Höhn, Vorsitzender im Verein Humanitäre Ungarnhilfe Hl. Elisabeth mit Sitz in Hohenroth, von seiner dreiwöchigen Hilfsaktion in der Westukraine berichtet, kommt er immer wieder auf die Not und das Leid der Menschen zu sprechen. „Ich habe mit Frauen gesprochen, die aus Mariupol geflohen sind, andere die aus Kiew kamen und nur das was sie am Leib trugen mitnehmen konnten. Ich habe aber auch erkannt, wo und wie ich mit dem Geld, das uns die Bevölkerung in Rhön-Grabfeld gespendet hat, richtig helfen kann. Konkret sind es zwei Krankenhäuser, die verwundete Soldaten und Zivilisten versorgen. Aus Gründen der Sicherheit nennt Klaus Höhn die Namen zwar der Redaktion, bittet er diese nicht zu nennen. In einem der Häuser in dem Verwundete versorgt werden sagte ihm der Chefarzt: „Wenn ich Schrauben und Nägel hätte, könnten ich die Verletzten davor bewahren, dass sie zum Krüppel werden.“
Klaus Höhn erinnerte sich in diesem Moment an ein Päckchen, das ihm eine Schwester aus der Theresienklinik in Würzburg mitgegeben hatte mit dem Hinweis, dass es einen materiellen Wert von 700 Euro besitzt. „Als ich es geöffnet habe waren dort medizinische Schrauben und Nägel drin und die hab ich sofort dem Chefarzt gebracht.“ Der Mediziner habe es nicht glauben können, dass ihm so schnell Hilfe zuteil wird. In einem zweiten Krankenhaus zeigte sich, dass auch hier medizinische Hilfsmittel, vor allem Nahtmaterial und weiteres OP-Material dringend benötigt wird. Hier konnte Klaus Höhn ebenfalls mit Hilfe der Theresienklinik aus Würzburg helfen. Schatzmeisterin Sabine Sturdevand brachte persönlich eine weitere Hilfslieferung zu Klaus Höhn in die betroffenen Gebiete. Damit wiederum konnten auch in dieser zweiten Klinik lebensrettende Operationen durchgeführt werden. Spontan erinnert sich Klaus Höhn an einen Ausspruch des Chefarztes, als dieser dringend notwendiges medizinisches Material bekam: „Sie wissen gar nicht was sie mir und meinen Patienten damit Gutes tun.“
Zur Hilfe für die beiden Krankenhäuser sagt Klaus Höhn, dass zu einer humanitären Hilfe auch die körperliche Unversehrtheit zählt und genau da könne mit den Spendengeldern in den beiden Kliniken, die um einiges größer sind, als die ehemalige Kreisklinik Bad Neustadt, geholfen werden. Erstellt wurde von den beiden Chefärzten Listen dringend benötigter Hilfsmittel, die Klaus Höhn nun in Deutschland besorgen kann und zwar mit den Spendengeldern der Rhön-Grabfelder. Die Firma Spedition Geis Bad Neustadt wird sie kostenfrei nach Budapest zur ungarischen Caritas liefern, von wo aus diese in die Ukraine weiter geleitet werden. Eingerichtet ist mittlerweile ein großer Stützpunkt mit Hilfsgütern. Als weitere Stützpunkte nennt Klaus Höhn Heime und Notunterkünfte, von wo aus diese und weitere Flüchtlinge, die extern untergebracht sind, mit den notwendigen Lebensmitteln und Hygieneartikel versorgt werden können. Bereits vor Ort konnte Klaus Höhn mit einem kleinen Teil der Spenden Lebensmittel kaufen aber auch notwendige Hygiene- und Reinigungsartikel für den Sanitärbereich und vor allem Waschpulver. „Die Menschen wollen nicht unbedingt neue Kleidung, sie waschen ihre eigenen.“
Wenn Klaus Höhn auf die vergangenen drei Wochen blickt, erinnert er an neun Tonnen Hilfsgüter, die auf den mitgeführten Lkws in die Westukraine geliefert werden konnten. Schnell sei ihm klar geworden, dass nicht Kleidung das Problem waren, sondern vor allem Hygieneartikel, sowie vor allem die Versorgung mit Essen
und Getränken. Mit dabei waren auch ein österreichischer Multimillionär und ein Vertreter eines schwedischen Lionsklubs. „Sie wollten sich ein Bild von der aktuellen Lage machen, um dann gezielt helfen zu können.“ Bei der Einreise gab es keinerlei Problem, man als Hilfskonvoi ausgewiesen war. Immer wieder konnte man helfen, unter anderem Jugendlichen. „Sie alle waren traumatisiert und hatten deshalb auch 25 Betreuer zur Seite. Lob zollt Klaus Höhn der Bevölkerung in der Westukraine, die in Schulen und Kindergärten die jeweilige Kommune unterstützte und Behelfsbetten aufstellte. Ein großes Dankeschön geht aber an die Rhön-Grabfelder: „Ich bin so stolz in einem solchen Landkreis zu leben, in dem die Menschen sofort zur Hilfe bereit sind.“ Vor allem die finanziellen Spenden seien wichtig, um in den beiden Krankenhäusern verwundeten Soldaten und Zivilisten helfen zu können.
Plötzlich wird Klaus Höhn nachdenklich und erzählt von der Begegnung mit einer Familie, die in Mariupol aus ihrem Haus flüchteten, als plötzlich im Nebenhaus eine Rakete einschlug. Die Großmutter sei dabei getötet worden. „Um ihr eigenes Leben zu retten, mussten sie die Oma liegen lassen und haben sie mit einem Mantel zu gedeckt.“ Von einem Waisenhaus mit 30 traumatisierten Kindern erzählt Klaus Höhn, die in einem SOS-Kinderdorf betreut werden. Initiator ist eine Familie, die Unterstützung durch die Caritas bekommt. In einem weiteren Heim trafen die Helfer auf 94 Waisenkinder. Schließlich war man noch im nördlichsten Teil der Ukraine unterwegs. Klaus Höhn: „Ich konnte es nicht glauben, dass hier in den umliegenden Dörfern rund 8.000 Menschen leben, die 5.000 Flüchtlinge aufgenommen haben. Beeindruckt haben ihn die blitzsauberen Unterkünfte und vor allem die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. „Ich habe in diesen drei Wochen sehr viel menschliches Leid gesehen, aber auch erkannt, wo und wie wir mit den Spenden unserer Bevölkerung helfen können und das werden wir nun tun.“
April 2022